Wetter/Klima

UV-Strahlung in Mitteleuropa hat zugenommen

UV-Index in Dortmund und Brüssel über Jahrzehnte deutlich gestiegen

Messung der UV-Strahlung am Erdboden
Messung der UV-Strahlung am Erdboden. © BfS/ Sebastian Lorenz

Gefährliche Sonnenstrahlen: In Teilen Mitteleuropas hat sich die UV-Strahlung in den vergangenen Jahrzehnten unerwartet stark erhöht, wie eine Langezeitanalyse zeigt. Für die Region um Dortmund verzeichneten die Forschenden beispielsweise zwischen 1997 und 2022 einen Anstieg der monatlichen UV-Exposition um rund 13 Prozent. Im Raum Brüssel in Belgien stieg die Strahlung im gleichen Zeitraum sogar um fast 20 Prozent an. Schuld könnten der Klimawandel, Treibhausgase und ozonschädigende Stoffe in der Atmosphäre sein.

Die UV-Strahlung der Sonne ist für uns wichtig. Wir brauchen sie beispielsweise zur Produktion von Vitamin D und für die Durchblutung. Die Sonnenstrahlung kann uns aber auch krank machen und beispielsweise Haut und Augen schädigen sowie Krebs auslösen. Je stärker die UV-Strahlung, desto höher das Gesundheitsrisiko.

Wie intensiv die UV-Strahlung an einem Punkt auf der Erde ist, hängt zum einen von festen geografischen Gegebenheiten wie dem Breitengrad oder der Höhe über dem Meeresspiegel ab. Zum anderen aber auch von wechselnden Einflüssen wie der Bewölkung oder der Dicke der UV-filternden Ozonschicht.

Hohe UV-Strahlung in Dortmund

Ein Team um Sebastian Lorenz vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat nun untersucht, ob und wie sich die UV-Strahlung in Mitteleuropa über einen längeren Zeitraum verändert hat. Dafür werteten die Forschenden über eine Million Datenpunkte von einer Messstation in Dortmund aus, die seit 1997 mit Spektralradiometern die lokale UV-Strahlung detailliert misst.

Die Daten zeigten überraschend, dass die bodennahe UV-Strahlung in Dortmund zwischen 1997 und 2022 deutlich zugenommen hat. Das Monatsmittel der täglichen UV-Exposition stieg um 4,9 Prozent pro Jahrzehnt, das Monatsmittel des täglichen UV-Maximalwerts um 3,2 Prozent pro Jahrzehnt, wie Lorenz und sein Team ermittelten. Insgesamt hat dadurch im Untersuchungszeitraum die UV-Belastung im Schnitt um rund 13 Prozent zugenommen. Die Forschenden hatten eigentlich mit einem moderateren Anstieg gerechnet.

Spektralradiometer messen Ozon und UV-Strahlung in Uccle bei Brüssel, Belgien
Spektralradiometer messen Ozon und UV-Strahlung in Uccle bei Brüssel, Belgien. © RMI

Noch höhere Messwerte in Brüssel

Zum Vergleich untersuchten Lorenz und seine Kollegen daraufhin mit derselben Methode auch Daten einer vergleichbaren UV-Messstation im belgischen Uccle bei Brüssel. Die Station liegt auf demselben Breitengrad und in ähnlicher Höhe wie Dortmund und liefert seit 1991 hochaufgelöste Daten zur UV-Strahlung.

Die Auswertung ergab: In Brüssel ist die UV-Strahlung zwischen 1997 und 2022 sogar um fast 20 Prozent angestiegen. Der Monatsdurchschnitt der täglichen UV-Exposition stieg um 7,5 Prozent pro Jahrzehnt, der Monatsdurchschnitt des täglichen UV-Maximalwerts um 5,8 Prozent pro Jahrzehnt. Die Forschenden schließen daraus, dass es sich bei der Strahlungszunahme nicht um einen lokalen Trend handelt, sondern um einen regionalen Trend in Mitteleuropa.

Weniger Ozon und Wolken

Auf der Suche nach möglichen Ursachen für diese Entwicklung werteten Lorenz und seine Kollegen neben dem UV-Index zusätzlich auch Daten von den Wetterstationen in Dortmund und Uccle aus – etwa zur täglichen Ozonschichtdicke und den Sonnenscheinstunden.

Dabei zeigte sich zum einen, dass eine regionale Ausdünnung der Ozonschicht die Sonneneinstrahlung in Europa beeinflusst hat, insbesondere in den Sommermonaten. Das Ozon in der Stratosphäre führt dazu, dass nur ein Teil der UV-Strahlung die Erde erreicht. Ist die Ozondichte geringer – etwa durch halogenierte Chemikalien, die die Ozonschicht zerstören, – trifft mehr UV-Strahlung auf die Erde.

Zudem enthüllten die Analysen, dass der Himmel über Mitteleuropa in den vergangenen Jahrzehnten immer weniger Wolken aufwies. Diese Abnahme der Bewölkung führt zu mehr Sonnenstunden und damit ebenfalls zu mehr UV-Strahlung am Boden. Diese Entwicklung könnte durch den Klimawandel und die Konzentration der Treibhausgase verursacht worden sein, erklärt das Team.

Referenzwerte gesucht

Die Ergebnisse sollen in Folgestudien nun mit Messungen von weiteren Orten verglichen werden, um genauer zu untersuchen, wie sich die UV-Strahlung in Europa entwickelt. Sollte sich der Trend aus Dortmund und Brüssel sowie der Einfluss des Ozons und der Wolken international bestätigen, könnten daraus dann großangelegte Schutzmaßnahmen abgeleitet werden, so das Team.

Wer sich bis dahin individuell über seine Strahlenbelastung informieren will, kann sich am sogenannten UV-Index orientieren, den das Bundesamt für Strahlenschutz täglich misst und veröffentlicht. Auch viele Wetter-Apps und spezielle UV-Check-Apps geben diesen Wert an. Bei hoher Strahlenbelastung können Sonnencremes und Sonnenbrillen das Gesundheitsrisiko für Haut und Augen senken. (Photochemical & Photobiological Sciences, 2024; doi: 10.1007/s43630-024-00658-8)

Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz

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